Viele LKW-Fahrer bauen eine sehr persönliche Bindung zu ihrem Wagen auf. Was bedeutet das eigentlich in Sachen Geld und Zeit, die man da rein investiert? Christina und Markus geben Einblicke.
Der eigene LKW ist viel mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Er ist ein Stück Heimat, das man stets dabeihat, wenn man auf langen Touren unterwegs ist, genau wie er ein Symbol der eigenen Arbeit, wenn nicht sogar Persönlichkeit darstellt, das man nach außen präsentieren möchte. Kein Wunder also, dass man sowohl in Sachen Ausstattung als auch in Sachen Gestaltung gerne ein Wörtchen mitreden würde, was den Wagen angeht. Nur: Oft ist der „eigene“ Wagen ja gar nicht der „eigene“ Wagen, sondern eher ein Dienstfahrzeug.
Das betont auch LKW-Fahrer Markus: „Einige Fahrer, und ich zähle dazu, haben eine persönliche Bindung zu ihrem Auto. Das ist wie zu Hause: Wenn du neu irgendwo einziehst, tapezierst du ja auch erstmal neu, streichst die Decke. So ändert sich das auch beim LKW. Ich war dann nicht der Typ, der innen drin Lederboden und andere Gardinen verarbeitet hat, sondern wollte dann lieber Lowbars und Bullfänger haben“, so Markus.
Dass man meist gar nicht der Eigentümer ist, steht dem dann natürlich gegenüber. Bei ihm, erklärt Markus, war es dann ein Mittelweg: „Bei 40-Tonnern versuchen wir Fahrer schon von Anfang an möglichst mitzusprechen, wie der ausgestattet wird“, erklärt Markus. Logisch, schließlich verbringt ja auch niemand so viel Zeit darin wie man selbst. Aber: „Wenn das dann ausgeschöpft ist oder nicht so erfolgreich war, fragt man schon mal: ‚Und wenn ich das selbst mache?‘ Und der eine oder andere Chef sagt dann: ,Ja, ist okay, bis zu einem gewissen Punkt geht das‘."
Die Erlaubnis zur Gestaltung hat man dann, doch muss man auch nach den Mitteln schauen. Und sowohl in Sachen Arbeit als auch Geld kann das ein Investment bedeuten. „Aus Sicht der Partnerinnen und Partner ist das dann möglicherweise zu viel Zeit und zu viel Geld“, lacht Markus: „Das macht ja im normalen Leben eigentlich keiner. Wenn du einen Firmenwagen vom Bürojob hast, kaufst du dir ja keine Alufelgen aus eigener Tasche noch obendrauf“, gibt Markus zu. Aber: Das LKW-Fahren ist eben etwas Besonderes.
Für Markus ist der Job etwas, das er liebt, wofür er eine Leidenschaft hat – und das gilt auch für den Wagen. Diese Leidenschaft wird dann eben mit dem Beruf verbunden: „Ich habe über die Jahre sicherlich mehrere hundert Stunden Arbeit in meinen LKW investiert“, so Markus: „Ich weiß noch, in einem Jahr haben wir über die Osterfeiertage Lampenbügel, Bullenfänger und Lowbars verbaut und verkabelt. Das war dann für uns eine schöne Sache, haben dabei ein bisschen gegrillt, laute Musik gehört.“
Markus ist dabei bei weitem kein Einzelfall. Auch unsere Unermüdliche Christina meint ganz klar: „Definitiv habe ich richtig viel Zeit in den LKW investiert, egal, ob es jetzt meiner war oder der, als ich noch angestellt war. Weil so, wie der LKW aussieht, so arbeitest du auch. Und die Kunden sehen auch, ob du ordentlich bist oder nicht“, so Christina.
Rein praktisch gesehen ergibt es Sinn, so pfleglich mit dem LKW umzugehen, wie irgend möglich: „Natürlich ist das auch wichtig für den Unternehmer oder mich: Je besser du die Sachen pflegst, desto länger halten die natürlich“, erklärt die Truckerin.
Und auch der persönliche Aspekt ist ihr wichtig: „Natürlich, denn es ist ja wie ein Zuhause. Ich habe zum Beispiel meine Dekokissen da. Du hast ja eine Verbindung zum Wagen und willst dich wohlfühlen. Wenn das ein ekliger LKW wäre, kannst du auch nicht gut schlafen.“
Ähnlich erklärte das auch Markus, der immer sein Bettzeug im LKW dabeihat und meint, er könne manchmal besser im LKW schlafen als zu Hause – so viel Gewöhnung spielt da eine Rolle, so viel Zeit verbringt man dort.
Das ist nicht immer einfach. Vor einiger Zeit erklärten Markus und seine Frau Kerstin uns einmal genauer, was das LKW-Fahren eigentlich für ihre über 30-jährige Beziehung bedeutet, und wie das trotzdem funktioniert. Mehr dazu lest ihr hier: Über 30 Jahre Trucker-Beziehung – Wie geht das?