Hallo zusammen und schön, dass ihr (erneut) in unserem Blog vorbeischaut. In den ersten Monaten der #ContiEuropeanRoadshow bin ich auf viele Trucker aus unterschiedlichen Ländern getroffen und auch in Deutschland konnte ich schon einige Geschichten erleben, die ich gerne mit euch teilen möchte. Denn: In der Welt der Lastwagenfahrer kursieren Klischees wie: LKW-Fahrer sind ungebildet, auf Autobahnen ziehen sie ohne Blinken einfach rüber oder als Fahrer musst du keine besonderen Qualifikationen mitbringen. Vielleicht habt ihr das ein oder andere auch schon gehört? Heute möchte ich mit euch die typischen Trucker-Klischees einmal genauer unter die Lupe nehmen und einen Einblick in das Leben auf der Straße geben.
Bevor wir loslegen: Natürlich lassen sich nicht alle Klischees auf jeden Trucker anwenden und unter den LKW-Fahrern gibt es genauso viel Vielfalt wie in jeder anderen Gruppe auch. Es gibt individuelle Unterschiede und man sollte nicht jeden vorschnell in Schubladen stecken. Oft sind es vor allem die negativen Aspekte, die im Gedächtnis und verallgemeinert werden.
Rücksichtsloses Verhalten ist nicht ausschließlich den LKW-Fahrern zuzuordnen. Auch Pkw-Fahrer verhalten sich, aus meiner Sicht, oft ziemlich rücksichtslos auf den Straßen − Ausbremsen, ohne Blinker überholen, riskante Überholmanöver.
Einfach nur, weil wir ein größeres Auto haben und Unfälle mit LKWs mehr Aufmerksamkeit erhalten − weil die Aufräumarbeiten aufwendiger sind und länger dauern − stehen wir LKW-Fahrer im Fokus.
Dann gibt es natürlich auch noch die typischen Elefantenrennen, welche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich fahre auf der Autobahn zum Beispiel hinter einem anderen LKW her, ich bin schneller und setze zum Überholen an. Auf einmal fängt der Fahrer vor mir an Gas zu geben und es dauert im Endeffekt ewig, bis ich an ihm vorbei bin. So entsteht durch die Aneinanderreihung von kleinen Ereignissen gerne mal ein riesiges Chaos!
Ein weiteres Klischee, das LKW-Fahrer stets übermüdet sind und wenig Wert auf Hygiene legen, kann ich nicht komplett entkräften. Klar, ist es nicht immer einfach, eine Raststätte anzufahren, an der auch Duschen vorhanden sind. Ich habe aber schon teilweise Leute erlebt, die nur einmal pro Woche duschen – nämlich, wenn sie zuhause sind. Das finde ich teilweise schon kritisch, weil wir ja auch mit Kunden zu tun haben. Aus meiner Sicht ist das aber nicht der Regelfall, sondern eher die Ausnahme.
Auch Übermüdung kann natürlich vorkommen, das ist menschlich. Digitale Lösungen, wie den Spurhalteassistent oder den Bremsassistent, unterstützen uns aber dabei, damit dadurch keine Unfälle entstehen. Dennoch ist es natürlich sehr wichtig, genug Zeit zum Schlafen einzubauen – und das ist in der Regel auch möglich. Aber wer elf Stunden Freizeit anderweitig verplant und dann nur zwei Stunden schläft, ist eben müde. Da müssen sich alle ihrer Verantwortung bewusst werden.
Es ist durchaus möglich, Familie und den Beruf als LKW-Fahrer unter einen Hut zu bringen – es kommt ganz drauf an, wo man die Prioritäten setzt. Bei uns im Unternehmen können wir, wenn man es richtig anstellt, alle zwei Tage zuhause bei der Familie sein. Die Organisation und Flexibilität spielen hier eine entscheidende Rolle. Allerdings gibt es auch Fahrer, die sich dem Familienleben entziehen und ihr Leben lieber "auf der Straße" verbringen. Das muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden – doch eine „Berufskrankheit“ ist es nicht zwangsläufig.
Das Bild des LKW-Fahrers als Macho passt in manchen Situationen tatsächlich. Das habe ich auch schon miterlebt. Ich erinnere mich an eine Story zurück: Ein Fahrer hat neben mir auf seine Papiere gewartet, die bearbeitet wurden. Nebenbei hat er angefangen, mit der Mitarbeiterin zu flirten. Das Schlimme an der Sache: Die letzte Dusche lag scheinbar schon ein paar Tage zurück. Gerade Nachwuchs-Fahrer gucken sich dann solche Verhaltensweisen von den Älteren ab und so kommt es, dass viele gefühlt noch in alten Zeiten leben – obwohl das natürlich total unangebracht ist. Aber mal ehrlich: Das Problem kennen wir nicht nur von Lkw-Fahrern, oder?
In den bisherigen Roadshow-Ländern habe ich meine Kollegen ganz anders wahrgenommen. Derartige Verhaltensweisen blieben gänzlich aus. Ich hatte fast das Gefühl, die ganzen Klischee-Trucker fahren auf den deutschen Straßen. Das war echt seltsam, vor allem weil die dort ja auch die gleichen Regeln haben wie bei uns in Deutschland. Wenn zum Beispiel irgendwo Überholverbot ist, dann wird sich auch darangehalten. Ich muss aber natürlich sagen, wie ich bereits in dem einen oder anderen Beitrag erwähnt habe, dass in den Zielländern insgesamt viel weniger Lkw-Verkehr war. Das heißt, ich kann da kaum eine Bewertung vornehmen, da die Stichprobe in Deutschland – wo wir gefühlt die meisten Lkws auf den Straßen haben – einfach viel größer ist.
Also schaue ich einfach mal auf mich! Und ich muss ich sagen, dass die Klischees größtenteils nicht auf mich zutreffen. Klar, übermüdet bin ich auch ab und zu mal, wenn ich wieder zu lange zocke. Komplett gesund ernähre ich mich auch nicht – dafür esse ich viel zu gerne Kuchen, wie ihr wisst. Und wenn ich einen Blick zurück auf das Klischee mit dem Duschen werfe: Jeden Tag stehe ich natürlich auch nicht unter der Dusche – schließlich gibt es nicht an jeder Raststätte die Möglichkeit dazu.
Wer mich kennt, merkt allerdings schnell, dass ich nicht der vermeintlich typische Lkw-Fahrer bin. Ich lege zum Beispiel sehr viel Wert auf mein äußeres Erscheinungsbild, arbeite immer mit Handschuhen, bevor ich mit Kunden zu tun habe, und pflege abseits der Zeit auf der Straße einen gesunden Lebensstil. Dazu zählt auch mein vorhandenes Sozialleben!
Ich bin gespannt, was mich auf meiner nächsten Reise so erwartet, vielleicht entdecke ich ja das ein oder andere neue Klischee, kann in anderen Ländern bestimmte Vorurteile entkräften oder kann einfach wieder eine neue spannende Geschichte erzählen.
Bis dahin – und bleibt auf Achse,