Leidenschaft Traktor: Wie sich ein Hobby von Kindesbeinen an entwickelt

Über Landwirtschaft, Tractorpulling und ein besonderes Hobby

Tractor with trailer © Jens Hahne

Unsere Unermüdlichen bringen unglaublich viel Leidenschaft für ihren Beruf sowie ihre Fahrzeuge mit – egal, ob LKW oder Bus. Eine solche Leidenschaft für große Maschinen teilt auch Jens Hahne. Der gelernte Modellbauer in der Fachrichtung Metall begeistert sich aber für eine andere Art Fahrzeug: Traktoren.

So wie vielen Menschen die Begeisterung für ihren heimischen Fußballverein quasi in die Wiege gelegt wird, ist es bei Jens Hahne mit Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen: „Im Prinzip ist das mein Hobby. Momentan besitze ich zwei Traktoren und einen Unimog“, erklärt Hahne, dessen Beruf erstmal eigentlich nichts mit der Landwirtschaft zu tun hat. 

Doch der begeisterte Traktor-Fan lebt auf einem Gelände, das früher als landwirtschaftlicher Betrieb fungierte, der von seinen Eltern betrieben wurde: „Als wir Kinder waren, da war der noch voll im Betrieb. Ich bin schon seit ich selbst sitzen kann mitgefahren“, erinnert sich Hahne: „Dabei habe immer miterlebt, was alles so zu tun ist auf dem Bauernhof. Da bin ich natürlich auch auf dem Trecker, auf dem Mähdrescher, auf dem Rübenroder mitgefahren. Das war als Kind schon das Größte.“

Es entwickelte sich eine Liebe zu den großen Maschinen, die Jens Hahnes Jugend prägten: „Erst hatte ich Spielzeugtraktoren, mit acht oder neun konnte ich oben mitfahren“, erinnert sich Hahne. Aufgrund einer Sondergenehmigung durfte Hahne sogar sehr früh selbst ans Steuer: „Ich durfte den Traktorführerschein mit 14 machen. Und später, als meine Kollegen dann alle ein Mofa hatten, konnte ich mit dem Traktor zu Schulpartys fahren. Das hat schon für Aufsehen gesorgt, wenn man mit dem Traktor zur Grillparty kam.“

Tractor in a field © Jens Hahne

Der Abschied von der Landwirtschaft

Sorgenfrei war die Zeit leider nicht, denn die Sondergenehmigung für den Führerschein wurde nur erteilt, weil Jens Hahnes Vater erkrankt war und später verstarb. „Da war ich 15 oder 16“, so Hahne: „Da mussten wir uns von den ganzen Maschinen trennen. Wir Kinder waren noch zu jung dafür, und dass man daraus auch ein Hobby machen könnte, das war zu der Zeit noch wenig ein Thema. Zumindest für uns, auch finanziell gesehen.“

Die geliebten Maschinen mussten also abgegeben werden: „Das war schon schwer, weil meine Mutter da mehr oder weniger alleine stand und wir noch Kinder waren und zusehen mussten.“

Eine schwierige Situation, denn damals, ohne Internet, lief so ein Verkauf auch nicht so einfach. Es fehlten Informationen und Kontakte: „Da war man auf Fachleute angewiesen, die so was auch vermitteln konnten. Und dann waren immer fremde Menschen da, die gesagt haben: ‚Ja, die Maschine könnte noch so und so viel wert sein, und da habe ich einen Käufer‘ und sowas. Es waren ständig Leute da und meine Mutter musste zwangsläufig mit denen verhandeln.“

Für die Familie und Jens Hahne keine leichte Zeit: „Da ging alles weg, die Landwirtschaft, die Tiere, die Maschinen. Das ist jetzt fast 40 Jahre her, aber so manche Erinnerung hat sich festgesetzt.“

unimog © Jens Hahne

Rückkehr ans Traktor-Steuer

Bis 2006 sollte es dauern, dass wieder eine eigene landwirtschaftlich Maschine über das Gelände rollen sollte. Hahne, mittlerweile erwachsen, hatte immer wieder Transporte zu erledigen. Ob selbst gemachtes Holz, Kies oder Baustoffe beim Hausbau, Abfall oder Schutt: Irgendwie fehlte einfach etwas, womit man das alles gut bewegen konnte. 

„Ich habe mir damals oft einen Traktor von einem Bekannten geliehen und dachte irgendwann: Wäre schon gut, wenn man selbst einen hätte.“

Die Suche ging also los: „Mein Schwager, der ebenfalls ein großes Herz für Traktoren hat, meinte: ‚Hier, du suchst doch einen Trecker. Ich kenne einen, der sucht einen neuen Besitzer. Den könnte man zurechtmachen.‘“

Es war ein älteres, sehr großes Modell, das schon lange eingewachsen auf einer Wiese stand, da der Vorbesitzer keinen Platz mehr dafür hatte: „Ich habe mir den Traktor angeschaut und dachte erst, der ist eigentlich ein bisschen groß. Aber da ist der Funke übergesprungen - und dann konnte ich nicht mehr loslassen.“

Der gelernte Metallbauer hatte den Platz, eine Halle und die technischen Fähigkeiten, um das Gerät wieder in Stand zu setzen: „Achsen abnehmen, Achstrichter abnehmen, inliegende Bremsen neu machen, all das, was man so machen musste“, erinnert sich Hahne heute: „Der Motor war zum Glück tip top in Ordnung, gute Verdichtung, gute Verbrennung, kein Rasseln, kein Klingeln. Den musste man nicht aufmachen, das Getriebe auch nicht. Also: Es hielt sich in Grenzen. Das hat eine Zeit gedauert, aber war schon toll.“

Gemeinsam mit dem Schwager, der als Dekra-Ingenieur arbeitet, und einem Freund, der seit Jahren Autos repariert, wurde der Traktor wieder in Schuss gebracht. Doch das war nur der Anfang dessen, was sich zu Hahnes größtem Hobby entwickeln sollte.

„Ich fahre gerne bei Showveranstaltungen mit, oder zum Tractorpulling“, erklärt Hahne: „Das macht einfach Spaß. Da kann man seine Technik richtig einsetzen und so ein bisschen durch fahrerische Geschicktheit auch vorne dabei sein“, so der begeisterte Traktorfahrer: „Wenn man seine Maschine beherrscht und alles tun kann, um sich den Gegebenheiten, den Bodenverhältnissen anzupassen, mit Reifen, Luftdruck arbeitet, um maximale Traktion auch mit so einer Maschine hinzubekommen – dann kann man auch gegen Schlepper, die etwas größer oder neuer sind, mithalten.“

Außerdem trifft man auf diesen Events genau die Leute, die sich ebenfalls so sehr für das Thema interessieren: „Das ist einfach schön“.

tractor on a field © Jens Hahne

Es blieb nicht bei einem Traktor

Über die folgenden Jahre sollte Hahne noch weitere Fahrzeuge zu seinem kleinen Fuhrpark hinzufügen: „Ich wollte gern mal in einer etwas größeren Klasse mitfahren.“

Besonders angetan hatte es ihm ein IHC-Serienschlepper, der größte, den es in Deutschland zu kaufen gibt. Der stand auf einem Gelände in der Umgebung: „Ich meinte damals zu meinem Schwager: ‚Mensch, ich habe so einen tollen Trecker gesehen. Wenn ich mal ein bisschen weiter im Alter bin, das wäre noch mal was, womit man so richtig schön zu den Treffen fahren könnte.‘“

Wie es der Zufall wollte, wusste der Schwager als Dekra-Ingenieur, wem der Schlepper gehörte: „Es war ein Landwirt hier aus der Umgebung. Und drei oder vier Jahre später hat der sich daran erinnert, als der Trecker verkauft werden sollte, dass mein Schwager ihm erzählt hätte, er hätte da jemanden, wo er in gute Hände käme.“

Da musste nicht mehr lang gegrübelt werden: Hahne kaufte das Gerät. Und einige Jahre später kam auch noch ein Unimog inklusive tausender Ersatzteile dazu. Denn auch hier hatte jemand Hahne auf dem Schirm, der seinen Wagen verkaufen wollte.

„Mittlerweile kriege ich öfter Hinweise, wenn jemand etwas verkaufen will“, lacht Hahne. 

Aber: „Ich glaube, damit ist die Sammlung erstmal abgeschlossen“, erklärt er. Und mit seinem großen Schlepper ist ja sowieso schon ein echtes Highlight dabei. Der sorgt auf jeden Fall für genug Aufsehen: „Der Sohn eines Bekannten, der geheiratet hat – der ist auch so ein IHC-Fan, und hat auch schon mehrere kleine Traktoren zurechtgemacht. Er träumte immer von so einem Traktor“, erinnert sich Hahne.

„Sein Cousin fragte mich, ob er den für diese Hochzeit haben könnte und hat dann hinten so eine Kiste dran gebaut. Damit haben sie dann das Brautpaar gefahren, bei schönstem Wetter in der grünen Natur. Das sind herrliche Bilder geworden. Und der Bräutigam war hin und weg“, freut sich Hahne.

„Also das war ein totales Highlight“, erinnert sich der Traktor-Fan. Denn so ist es eben mit den Hobbys und Leidenschaften: Am meisten machen sie Spaß, wenn man sie mit jemandem teilen kann.

 

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