Das erste eigene Auto – das nimmt bei vielen Menschen einen ganz besonderen Platz im Herzen ein, auch, wenn es schon lange her ist, dass man es gefahren hat. Bei vielen LKW-Fahrern ist das genauso, wenn nicht sogar noch intensiver. Wir haben Fahrerin Tinka über ihre erste große Liebe „Meggie“ befragt.
Unsere Unermüdliche Tinka hatte einen relativ ungewöhnlichen Karriereweg, bevor sie hinter dem LKW-Steuer ihre Berufung fand. Heute ist sie dennoch eine der leidenschaftlichsten Fahrerinnen, die wir jemals kennenlernen durften. Und genau, wie das auch bei unseren anderen vier „Unermüdlichen“ der Fall ist, hat sie eine sehr enge Bindung zu den Trucks, mit denen sie tagein, tagaus unterwegs ist.
Einen festen Platz in ihrem Herzen nimmt bis heute der LKW „Meggie“ ein: „Meggie war mein erster fester LKW, den ich bei uns in der Spedition hatte, als ich angefangen habe“, erinnert sich Tinka. Als sie als neue Kollegin in den Beruf startete, war sie vorerst ein halbes Jahr lang als „Springerin“ tätig. Tinka übernahm also immer die LKWs, die gerade frei waren: „Du kriegst in der Regel nicht gleich deinen eigenen, festen LKW, wenn du irgendwo neu anfängst.“
Doch dann kam „Meggie“: „Im Dezember, kurz vor Weihnachten, habe ich Meggie zugesagt bekommen, nachdem ein Kollege aufgehört hatte“, so Tinka. Es war Liebe auf den ersten Blick: „Für einige ist das nur ein Arbeitsgerät. Die sagen, ‚ist mir doch wumms, wie der aussieht und was das für eine Karre ist. Ich arbeite damit und nach Feierabend ist das gegessen.‘ Aber so ist das halt für mich nicht“, verdeutlicht die Truckerin: „Und ich glaub, für viele andere, die den Job mit Leidenschaft und gerne machen, ist das auch nicht so.“
Für Tinka ist der LKW eine Art zweite Heimat: „Ich bin die ganze Woche im LKW und nur am Wochenende zu Hause. Ich verbringe mehr Zeit im LKW als in meiner Wohnung. Da baut man schon eine gewisse Bindung auf.“
Vier Jahre lang saß Tinka hinter dem Steuer von Meggie, deren Namen die Truckerin selbst ausgesucht hat. Dann folgten die ersten Anpassungen im Innenraum: „Es ist natürlich viel schöner, wenn du weißt, dass nur du den LKW in der Regel fährst. Dann fängst du nach und nach an, den auszustatten: Du schaffst dir erst einen Wasserkocher an, dann ein paar Gardinen und dann geht es weiter. Das machst du ja nicht, wenn du weißt: Du musst den LKW alle zwei Wochen ausräumen.“
Meggie wurde immer mehr zu „Tinkas Wagen“ und ist es auch heute, Jahre später, immer noch – zumindest gefühlt: „Für mich ist der LKW so krass besonders, weil es mein erster fester LKW war. Darin habe ich die erste Nacht allein im LKW verbracht, den ersten Winter erlebt, die ersten rutschigen Straßen“, so Tinka. Doch nach vier Jahren war es Zeit, den Truck abzugeben – und es sollte leider mit einem Schrecken enden.
Dass Meggie sich bald verabschieden würde, war klar. Doch kurz vor dem Ende der gemeinsamen Zeit kam es auch noch zu einem Unfall: „Kurz bevor der LKW wegging, hatte ich eine Woche Urlaub. Ein Kollege war den in der Zeit gefahren, und Meggie stand an der Rampe. Dann wollte ein anderer LKW ebenfalls an die Rampe und ist beim Lenken mit der Ecke des Aufliegers gegen das Fahrerhaus gestoßen: Da war alles eingequetscht“, erinnert sich Tinka.
Kein schöner Moment, als sie aus dem Urlaub zurückkam: „Ich dachte, ich muss heulen“, denkt Tinka heute wehmütig zurück: „Der Schaden wurde gerichtet und die letzten anderthalb Wochen haben wir es dann so durchgezogen. Aber das hat mir unfassbar leidgetan.“
Als dann der Wechsel anstand, hieß es Abschied nehmen: „Wir haben einen neuen LKW bekommen, das war natürlich spannend. Aber ich kam zurück in die Firma, hab meine Sachen vom alten in den neuen LKW geräumt, und das muss ich echt sagen: Das war ein Graustag für mich. Und als ich am Ende das Namensschild und die Gardinen herausgenommen hab – das war furchtbar“, erinnert sich Tinka zurück.
Unser Unermüdlicher Markus sagte mal, er würde jede Schramme am LKW spüren, als wäre es seine eigene – und auch Tinka sieht das so. „Deshalb war das für mich ganz furchtbar, als ich den abgeben musste. Da haben manche gesagt: ‚Die hat sie ja nicht mehr alle‘, aber auch im Internet meldeten sich viele, die das nachvollziehen konnten“, so Tinka.
Doch Meggie ist bis heute unvergessen: „Das Namensschild ist heute bei mir im Schlafzimmerspiegel. Und mein kleines Glücksschweinchen von damals, Ingo, habe ich in jedem LKW dabei.“ Außerdem hat sich bis heute eine Sache nicht geändert: "Meggie hatte die Fahrzeugnummer 47. Und weil ich mit ihr eine so lange Zeit so gut durchgekommen bin, habe ich mir bei meinem Chef gewünscht, dass ich die Nummer 47 behalten kann. Und jetzt habe ich mittlerweile den dritten festen LKW und nach wie vor die Nummer 47", erzählt Tinka.
"Ich bin jetzt nicht wahnsinnig abergläubisch", so die Truckerin: "Aber ich denke, solange ich die 47 am Auto stehen habe, geht alles gut."
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