Als Berufskraftfahrerin ist man unvorstellbar viel unterwegs. Dementsprechend besucht man die unterschiedlichsten Orte und trifft jede Menge Menschen. Unsere Unermüdliche Tinka berichtet von einem Abend, den sie bis heute nicht vergessen hat.
Ständig auf Achse und an jedem Tag ein anderer Ort: Wer sich dafür entscheidet, den Berufsalltag am Steuer eines LKW zu verbringen, muss für dieses Leben gemacht sein. Genau das ist bei unserer „Unermüdlichen“ Tinka der Fall: Sie liebt es, so viel Abwechslung im Beruf zu haben.
Ein besonderer Aspekt des LKW-Fahrens sind aber nicht nur die Orte, sondern auch die Menschen, die man kennenlernt. Immer wieder kommt es zu Begegnungen, die man nicht vergisst. Wir wollten von Tinka wissen: Welche Momente und Menschen sind dir besonders im Gedächtnis geblieben? Und Tinka wusste sofort, welche Geschichte sie erzählen wollte.
„Ich erinnere mich an einen tollen Abend, in der Nähe von Rottweil“, berichtet Tinka. Es war ihr erstes Jahr als LKW-Fahrerin und Tinka freute sich über einen gut gelaufenen Arbeitstag, als sie die Abladestelle verließ: „Ich bin los, ein paar Kilometer die Serpentinen runter, aber stellte plötzlich fest: Oh, ich hab gar keine Fahrzeit mehr, damit kommst du nicht mehr zum nächsten Rastplatz auf der Autobahn. Wo bleibst du jetzt stehen?“
Es wurde knapp und Tinka lief Gefahr, irgendwo im Nirgendwo zu stranden: „Es war auch noch Donnerstagabend, das heißt in meinem Kühlschrank herrschte nahezu gähnende Leere.“ Sie stellte ihren geliebten LKW letztlich bei einer Firma ab und dachte, sie schaut sich mal um. Aber: „Es gab nur wahnsinnig schlechten Handy-Empfang. Also bin ich einfach losgelaufen. Und anderthalb Kilometer später habe ich ein kleines Dörfchen gefunden.“
Nun hieß es: Möglichst einen Ort finden, wo es etwas zu Essen gibt. „Da stand eine ältere Dame in einem Fenster und hat gequalmt, die hat mich ganz komisch angeschaut“, lacht Tinka: „Sie habe ich gefragt, wo man hier vielleicht etwas zu Essen bekommt.“
Die Dame empfahl die Wirtschaft im Ort und Tinka machte sich auf den Weg. Als sie ankam, fühlte sie sich wie in einem Film: „Ich merkte schon an der Tür: Hui, da ist gut was los. Alle haben durcheinandergeredet, Musik. Und dann komm ich rein: Totenstille. Wahrscheinlich kommt da nie ein Fremder rein.“
Eine Situation, die sie erstmal verunsicherte: „Ich wollte keine Aufmerksamkeit auf mich lenken, ich hab die Wirtin noch ganz leise gefragt, ob es noch etwas zu essen gibt“, erinnert sich Tinka: „Ich hab natürlich was bekommen und mich an einen Tisch gesetzt. Und am Nebentisch saß eine Männerrunde, die haben was gespielt.“
Das war der Moment, in dem sich die Stimmung des Abends ändern sollte. Mit dem Truck-Thema war das Eis nämlich gebrochen: „Ich kam mit denen ins Gespräch und die fanden es total cool, dass ich LKW fahre“, freut sich Tinka heute noch: „Die fragten, wo ich denn stehe, und irgendwann haben sie mich an den Tisch eingeladen und meinten ‚setz dich doch mit rüber‘.“
Da stieg Tinka natürlich gerne ein: „Die hatten so ein Karten-Würfel-Spiel, ich hab die Regeln nicht verstanden und hab trotzdem einmal gewonnen. Und plötzlich war ich bis kurz nach Elf dort, die wollten mir noch Schnäpschen anbieten, aber ich sagte ‚nix, ich muss bald wieder los‘“, lacht die Truckerin.
„Dieser Abend war in meinem ersten Jahr, in dem ich LKW gefahren bin, aber er ist mir nie aus dem Kopf gegangen. Weil: Ich bin da reingekommen und hab mich total unbehaglich gefühlt, weil alle so dieses ‚Wer ist denn das jetzt?‘ ausgestrahlt haben“, so Tinka: „Aber dann sitzt du mit Leuten am Tisch, und die waren so cool. Die waren zwischen Mitte 50 und Ende 70, und es wurde ein total schöner Abend. Das fand ich richtig genial.“
Immer wieder erleben unsere Unermüdlichen spannende Geschichten in ihrem Arbeitsalltag. Mehr davon findet ihr hier: