Wie wird man eigentlich Truck-Racer? Steffen Faas über seinen Werdegang

Steffen Faas im Interview – Teil 2

Truck racing © Steffen Faas

Heutzutage ist Steffen Faas erfolgreicher und begeisterter Truck-Racer. Doch wie kam das eigentlich?

Wie wird man eigentlich LKW-Rennfahrer? Ist man erst Trucker und denkt sich dann: Ich könnte ja auch etwas schneller fahren? Oder ist man erst Rennfahrer und steigt dann schlichtweg auf größere Fahrzeuge um?

Bei Steffen Faas war es die zweite Richtung: „Mit dem LKW hatte ich erstmal gar nichts zu tun. Meine Anfänge begannen im Jahr 2004, da nahm ich als Rennfahrer bei einer Art Casting von SAT 1 teil. Ich durfte erst Kart fahren und mich dann nach oben arbeiten.“

In fünf deutschen Städten fanden diese Kartrennen statt, und die drei besten Teilnehmer kamen in die nächste Runde – Faas war einer von ihnen. Danach ging es in ein Fahrsicherheitstraining mit verschiedenen Lektionen. Die nächste Etappe war eine Rennstrecke mit älteren Fahrzeugen, gefolgt von der Rennfahrerlizenz und einem halben Tag auf der Rennstrecke Oschersleben. Danach durfte der beste Teilnehmer in einem echten Cup mit 25 Fahrern mitfahren – und das war Steffen Faas.

Der Newcomer überzeugte sofort: „Ich bin von Platz 16 gestartet und bin auf Platz 6 im ersten Rennen vorgefahren. Da gab es dann ein bisschen Aufruhr, weil ich von der Rundenzeit her relativ nahe an der besten Zeit des Schnellsten im Rennen war – sehr eng war das“, erinnert sich Faas.

So eng, dass VW und Seat auf den jungen Fahrer zugingen, um ihn im Polo Cup starten zu lassen: „Von dort an wurde ich professionell begleitet, das war mein echter Einstieg in den Motorsport – nicht gleich schnelle und zu große Fahrzeuge, sondern erstmal einfach Autorennen.“

Es folgten erfolgreiche Jahre im Polo-Cup und eine Meisterschaft im Seat-Cup. Dann wollte Faas in den Porsche-Cup, doch im Rahmen der Finanzkrise 2008 waren Sponsoren rar gesät. Stattdessen fuhr Faas Touristenfahrten für Gäste in alten Porsche-Cup-Fahrzeugen auf unterschiedlichsten Rennstrecken, machte Fahrsicherheitstrainings und übernahm noch eine Saison für einen befreundeten Spediteur, der aufgrund körperlicher Probleme nicht mehr fahren konnte.

2015 stieg Faas dann nochmal mit einem KTM X-Bow ein, wurde zwei Mal Meister. 2017 war Steffen Faas also im Grunde seit 13 Jahren im Rennsport tätig, sammelte jede Menge Erfahrung. Und erst jetzt sollte der Race Truck so richtig ein Thema werden. 

Truck racing © Steffen Faas

Der Renntruck – meine erste große Liebe

Um Steffen Faas‘ Liebe zum Renntruck zu verstehen, muss man nochmal zurückspringen – in seine Kindheit: „Ich wollte unbedingt mal mit so einem Renntruck fahren, weil mich das als Kind schon immer begeistert hat. Seit ich 5 Jahre alt war, war ich jedes Jahr auf dem Truck Grand Prix am Nürburgring“, erzählt der heutige Fahrer: „Ich war mit meinen Eltern dort und hab es sehr genossen, wie freundlich und familiär diese ganzen Teams und Fahrer waren.“

Grundsätzlich hat Faas etwas für Trucks übrig: Aufgewachsen ist der 40-Jährige in einer Kfz-Werkstatt, die er heute von seinen Eltern übernommen hat. Gleichzeitig betreibt er mit seiner Frau eine Reitanlage – und da fallen oft Transportaufgaben an. „Die Heuernte beispielsweise musste erledigt werden, und die habe ich mit einem Traktor gefahren. Der war aber sehr langsam, das hat mir gar nicht gefallen.“

Die Lösung: Ein gebrauchter Abrollkipper, den Faas günstig kaufen konnte: „Und aus meinem Kfz-Mechaniker-Thema heraus habe ich den einfach mal neu lackiert. Außerdem habe ich ihn aufbereitet, hier und da eine Lampe rangeschraubt.“ Der verschönerte LKW erzeugte Aufmerksamkeit: „Da kam einer um die Ecke und meinte: Wenn du den schicken LKW mal verkaufen willst, gib Bescheid.“

Faas verkaufte sofort – und hatte ein neues Hobby: „Ich habe dadurch wieder Geld für einen neuen LKW. Den habe ich wieder umgebaut, lackiert, verkauft. Und so habe ich ganz viele Menschen kennengelernt, die im Truck-Business unterwegs sind.“

 

Truck racing © Steffen Faas

2007 wollte Steffen Faas gemeinsam mit Jochen Hahn seinen ersten Renntruck fahren, auf einem alten Flughafengelände. Doch das klappte nicht, weil es Probleme mit dem Getriebe gab. 2015 setzte Faas nochmal an: „Da traf ich Jochen wieder, am Nürburgring, und meinte: Hey, jetzt haben wir es jahrelang nicht geschafft, dass ich mal zum Fahren komme. Wann wird das mal was?“

Die Antwort: 2017. Da durfte Steffen Faas endlich sein ersten Truck-Rennen fahren – und landete direkt unter den ersten acht. Es folgten weitere Rennen und letztlich ein Engagement bei Mercedes als Truck-Racer.

„Der Renn-Truck war meine erste große Liebe, durch die Besuche auf dem Truck Grand Prix“, so Faas. Der Fahrer hatte Blut geleckt, sagt er heute, aber so richtig griff alles erst 2019 ineinander: Da kam Tankpool auf Faas zu, um ein neues Team aufzubauen. Und das tat er auch: „Wir haben 2019 auf 2020 ein komplettes Rennteam aus dem Boden gestampft. Ich habe einen Renntruck in Zusammenarbeit mit Jochen Hahn gebaut – das war ja noch alles Neuland für mich.“

Als alles bereit war, kam die Corona-Pandemie: „Da mussten wir dann erstmal durch, ganz klar.  Aber 2021 konnten wir dann richtig angreifen und fast alle Rennen fahren. Und 2022 waren wir das erste Mal wieder oben am Nürburgring.“

Ein Kreis schloss sich – und Steffen Faas war da, wo er hingehörte.

Heute hat Steffen Faas sein eigenes Team, auf das er sehr stolz ist. Besonders gilt das für den eigenen Motor, den sein Team entwickelt hat: „Da sind wir vorneweg, es gibt eigentlich kein anderes Rennteam in der Europameisterschaft, das einen komplett eigens entwickelten Rennmotor hat“, so der Fahrer: „Am Anfang hatten wir da viele Einbußen, aber mittlerweile haben wir da ein richtig gutes Produkt, was uns brutal stolz macht.“

Für die Zukunft hofft Faas, noch mehr Menschen für den Truck-Rennsport zu begeistern: „Das wäre toll, wenn wir noch mehr junge Leute motivieren könnten, einzusteigen – und wenn es als Mechaniker ist. Wir wollen die Leute einfach mitreißen.“

Und, klar: „Der Erfolg steht immer ganz oben. Wir wollen immer weiter hochkommen.“

Den ersten Teil des Interviews mit Steffen Faas über seine Begeisterung für Truck-Racing findet ihr hier. 

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