Was bedeuten Nachtfahrten für Busfahrer?

Busfahrer Mirko erzählt von nächtlichen Touren.

Tourist bus driving on the bridge at night © Adobe Stock | Laricha

Als wir Busfahrer Mirko an diesem Morgen per Telefon erreichen, ist er noch ziemlich müde. Aber das ist auch kein Wunder: Denn gerade gestern war der langjährige Fahrer mit einer Reisegruppe auf Nachtfahrt unterwegs. Nachmittags die Leute einsammeln, zur Veranstaltung fahren, bis zum Ende warten und dann, spät nachts, alle wieder abholen – auch das gehört zum Alltag eines Busfahrers.

Wir wollten wissen: Wie sind solche Nachtfahrten eigentlich und was  bedeuten sie im Arbeitsalltag für einen Busfahrer?

„Nachtfahrten können deinen Rhythmus schon durcheinander bringen“, erklärt Mirko: „Nicht nur den körperlichen, sondern auch den privaten.“

Klar: Wurde die Nacht durchgearbeitet, ist auch der nächste Morgen erstmal betroffen. Dabei muss man allerdings unterscheiden: Zwischen Fahrern, die ihren Rhythmus komplett darauf ausgerichtet haben, und Fällen wie Mirko, bei denen solche Touren zwischendurch mal eingestreut werden.

„Wenn du geregelt Schichten fährst, gewöhnst du dich vermutlich ein Stück weit dran. Aber diese volle Nacht, zwei Mal in der Woche, und dann wieder normal arbeiten – das ist wirklich nicht einfach“, so Mirko: „Man braucht da auf jeden Fall einen Ausgleich für. Wenn man sportlich und fit ist, kann man die Belastung besser wegstecken.“

tourist bus seats © Adobe Stock | Tomasz Zajda

Allerdings betont Mirko auch: Wenn die Nachtfahrten die Regel, nicht die Ausnahme sind, muss man seinen Alltag danach ausrichten: „Wenn du im Schichtbetrieb oder nachts arbeitest, dann musst du alles deiner Arbeitszeit anpassen – und auch dein Umfeld muss dann dazu passen. Das ist auch nicht einfach.“

Allerdings haben Nachtfahrten auch ihre Vorteile. Draußen ist es zwar dunkel, dafür ist aber die Autobahn leer. Nur ab und zu hört man mal ein Auto vorbeirauschen, im Radio läuft Musik, die am Tag niemals gespielt werden würde. Rein fahrtechnisch ist das relativ entspannt: „Da ist der tatsächliche Nachtverkehr besser, im Vergleich zu den Touren tagsüber“, so Mirko. Effektiv kommt man schneller voran: „Schwierig ist es nur, wenn es schon am Nachmittag oder Abend losgeht und man bis in die Nacht reinfährt. Dann nimmt man als erstes direkt den schweren Stadtverkehr mit und startet mit Stau.“

Ebenfalls zu beachten: Müde werden kann man sich als Fahrer nicht leisten, wenn man auf Nachtfahrt unterwegs ist. Auch, wenn weniger auf den Straßen los ist, bleibt erhöhte Aufmerksamkeit unerlässlich. Wie bleibt man also wach?

Tourist bus moves at night on a city street © Adobe Stock | Yuri Bizgaimer

„Man kann vorschlafen, aber das mache ich in der Regel nur, wenn es auf lange Touren, beispielsweise in andere Länder geht. Da mache ich vorher ein Nickerchen, denn nachts muss ich dann fit sein“, so Mirko. Außerdem gibt es dann im Idealfall einen Kollegen, mit dem man die Strecken und Zeiten teilen kann. 

„Für Veranstaltungsfahrten in der Stadt mache ich das allerdings weniger, zumindest wenn sie einigermaßen früh enden“, so Mirko: „Wenn man die Gruppe abgesetzt hat und die Veranstaltung läuft, hat man etwas Ruhe. Da kann man dann unterschiedliche Sachen machen. E-Mails schreiben, mit Freunden telefonieren, eine Runde spazieren gehen. Ganz unterschiedlich, aber das hält auch wach.“

Ansonsten muss auf einer Tour halt Beschäftigung her. Gerade, wenn Mirko lange Fahrten hat, bei denen der Bus leer ist, weil er eine Gruppe abholen muss oder gerade abgesetzt hat und alleine zurückfährt: „Dann höre ich gerne Hörbücher beim Fahren. Da habe ich ein Abo und kann immer wieder Neue hören. Besonders gerne Thriller von Fitzek – da bleibt man auf jeden Fall wach. Als letztes habe ich ‚Das Paket‘ gehört, das kann ich nur empfehlen.“

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