LKWs verbindet man mit riesigen Fahrzeugen. Doch auch in der Miniatur-Variante können sie für Begeisterung sorgen – gemeinsam mit vielen, vielen anderen Modellen. Wir haben uns mit Martin Holzapfel vom Mini Truck Club Hannover unterhalten.
Martin Holzapfel ist der 1. Vorsitzende des Mini Truck Clubs Hannover – und an dieser Stelle richtig gut aufgehoben. Denn Martin Holzapfel ist begeisterter Modellbauer. Im MTC arbeiten er und viele andere Begeisterte mit kleinen Versionen großer Fahrzeuge – und haben auch einen detailgetreuen Parcours gebaut, auf dem alles zum Einsatz kommt. Denn die Modelle sollen nicht nur originalgetreu aussehen, sondern auch funktionieren.
Wir haben für ein Interview mit Herrn Holzapfel gesprochen.
Herr Holzapfel, vielen Dank für Ihre Zeit! Erklären Sie mal: Worum geht es beim Mini Truck Club?
Wir beschäftigen uns mit dem Bauen und dem Fahren von Funktionsmodellen. Das beinhaltet normale LKWs, Gabelstapler, Radlader, Planierraupen, Container, Stapler. Also alles, was man sich so im Nutzfahrzeugbereich vorstellen kann.
Dazu kommt die Ausgestaltung des Parcours. So ein Speditions-LKW macht keinen Sinn, wenn man nicht entsprechend einen Stapler, ein Speditionsgebäude und entsprechendes Ladegut hat, das man verladen kann. Also: Das Umfeld gehört für uns auch dazu. Und das wollen wir so realistisch wie möglich gestalten.
Wie ist der Mini Truck Club entstanden?
Das war weit vor meiner Zeit. 1991 haben sich ein paar Leute zusammengefunden, die genau dieses Thema als gemeinsames Interesse entdeckt und dann den Verein gegründet haben.
In der Zeit, so um die 90er Jahre, ist es in ganz Deutschland zu Vereinsgründungen gekommen. Das Thema scheint bei den Modellbauern einen Nerv getroffen zu haben und viele haben sich dazu entschlossen, das Thema aufzugreifen. Seitdem gibt es über ganz Deutschland verteilt eine ganze Anzahl von Vereinen in der Richtung. Da gibt es auch einen Kontakt und viel Zusammenarbeit unter den Vereinen. Konkurrenz gibt es da nicht.
Und wie kommt der Modellparcours zustande?
Wir treffen uns an sogenannten „Spieltagen“ auf unserem Parcours und lassen unsere Modelle dort entsprechend fahren, oder machen kleine Aktionen untereinander.
Der Parcours ist fest angelegt. Er liegt in einer ehemaligen Salzmühle. Der Hauptmieter des Geländes ist das Straßenbahnmuseum. Ganz früher war das mal eine Munitionsfabrik, dann ein Bergwerk. Und das Gebäude, wo wir jetzt drin sind, ist die Mühle, wo das Salz gebrochen wurde. Wir dürfen eine halbe Etage nutzen, das sind ungefähr 400 Quadratmeter.
Der Parcours ist eine ewige Baustelle. Es gibt immer wieder Sachen, die verbessert, verändert, umgestaltet werden. Und das hört nicht auf, wir haben immer wieder neue Ideen.
Im Grunde genommen ist alles, was da steht, für uns auch Modellbau. Weil: Wenn man so eine Siebanlage hat, oder die Beleuchtung, oder einen Silo-Bunker mit einer Förderkette – das ist auch Funktionsmodellbau. Wir brauchen auch die Rampen einer Spedition, die über ein kleines Steuerpult eben rauf und runter gefahren werden.
In der Mitgliederliste des Vereins stehen gleich mehrere Familien. Da wurde das Hobby direkt weitergegeben?
Genau! Die haben gesehen, was wir machen und dachten ‚Hey, das finde ich cool.‘ Die sind sozusagen von Kindesbeinen auf, an meinem Hobby beteiligt. Natürlich wollten die dann auch einen eigenen LKW und haben den auch bekommen. So wird das weitervererbt.
Meine Söhne und ich, wir reisen jetzt schon seit fast 25 bis 30 Jahren gemeinsam zu Veranstaltungen und ja, es zieht sich bei vielen durch.
Wie sehen diese Veranstaltungen aus?
Wenn wir zu Treffen fahren, mit Veranstaltungen von anderen Vereinen, oder auch unseren eigenen, dann wollen wir die Modelle da artgerecht bewegen. Also nur hinstellen und anschauen, das ist jetzt nicht so unser Ding. Da haben wir einen größeren Anspruch.
Wir wollen realistisch arbeiten. Der eine hat jetzt einen Speditions-LKW, der will natürlich Ladegüter verladen und transportieren und wieder abladen. Und andere Leute sind mehr in Richtung Erdbewegung unterwegs, wollen dann vielleicht eine Rampe für eine Brücke bauen, einen Tunnel oder einen Kanal ausheben und das Erdreich entsprechend mit Baggern und Radladern transportieren.
Welche Rolle spielen die realen Vorbilder der Modelle?
Selbstverständlich ist das Interesse da, wir wollen den großen Vorbildern ja möglichst naturgetreu nacheifern. Insofern beschäftigt man sich da zwangsläufig mit den Originalen.
Das Interesse gilt vor allem der Technik. Es macht nur Sinn, so ein Modell nachzubauen, beispielsweise einen Transport-LKW, wenn man auch weiß, was damit im echten Leben passiert.
Wie bauen Sie ein Modell?
Das ist eine weite Spannbreite. Das geht von Modellen, die man fertig kaufen kann, bis hin zu Modellen, die sozusagen aus dem Vollen gefräst und gebaut werden. Man kann sich Bausätze kaufen, erweitert und veredelt die mit eigenen Gedanken. Oder man wandelt beispielsweise Spielzeug um.
Und dann gibt es die Leute, die Bausätze erweitern. Wir haben auch Leute dabei, die Fahrzeuge komplett aus Messingblech und Aluprofilen erschaffen haben. Das sieht hinterher ziemlich cool aus. Es dauert eine Weile, bis das Modell fertig ist, aber dann kann man auch entsprechend stolz drauf sein.
Da braucht es eine Menge technisches Geschick, oder?
Die Leute kommen aus unterschiedlichen Bereichen. Vom Gärtner oder Landschaftsbauer, der nicht unbedingt eine Ausbildung an einer Fräse und Drehmaschine hat, bis zu Spezialisten auf dem Gebiet. Da unterstützt man sich bei uns im Verein natürlich gegenseitig.
Die Leute, die drehen und fräsen können und entsprechendes Werkzeug zu Hause haben, die unterstützen die Leute, die das nicht haben. Dafür kommt vom Gärtner dann beispielsweise Input für den Parcours.
Und was heute auch ein großes Thema ist, ist der 3D-Druck. Dadurch kommt man jetzt einfacher an bestimmte Teile. Wenn man zum Beispiel eine Kette von einer Planierraupe nimmt: Da war man früher darauf angewiesen, dass irgendjemand eine Form gemacht und die Teile in Druckguss gegossen hat. Heute kann die Kette auch aus dem Drucker kommen!
Wie sieht der Alltag im Verein aus?
Wir treffen uns zweimal im Monat auf unserem Parcours und wenn es nötig ist, zwischendurch nochmal. Dann haben wir ein internes Vereinsforum, wo wir unsere Angelegenheiten diskutieren, Fragen stellen und Probleme wälzen. Und Antworten finden! Denn das hilft ganz viel, wenn man einfach nur mal sein Problem irgendwo geschildert hat.
Das ist genauso wie im Berufsleben, wenn man sich mit seinen Kollegen austauscht, kommen Ideen und Anregungen. Das ist bei uns nichts anderes.
Was sind die größten Hürden?
Im Allgemeinen läuft alles gut. Wir wollen uns in der Zukunft um eine Räumlichkeit kümmern, in der wir eine langfristige Perspektive haben. Da würden beispielsweise alte Scheunen, Dachböden oder Kellerräume helfen. Und dann, sag ich mal, für einen Preis, den wir uns als Kleinstverein auch leisten können, dann auch mieten können oder bezahlen können.
Wir bedanken uns für das Interview!