Wolfgang Schiffers lernte mit 16 Jahren den Beruf des LKW-Mechanikers. Beim Schrauben sollte es aber nicht bleiben: Schiffers begann, den LKW zu lieben – und wollte irgendwann selber hinter das Steuer: „Als Mechaniker wollte man mir nach der Lehre damals nur 7,50 Mark geben, das war zu wenig“, erklärt er heute in der Rückschau: „Als Fahrer gab es damals mehr.“
Der Beruf war Schiffers quasi in die Wiege gelegt worden: „Mein Vater war früher Kraftfahrer“, erzählt er. Vor allem hielt ihn aber die Leidenschaft für den Beruf fest im Griff: „Für mich bedeutete das LKW-Fahrer-sein immer ‚Freiheit auf der Straße‘. Man kommt rum, ohne dafür zahlen zu müssen – man wird sogar noch bezahlt“, erinnert er sich. „Meist bin ich innerländisch gefahren. Am allermeisten hat es mir aber in Holland gefallen. Da wird man als Fahrer sehr anerkannt, bei jedem Kunden bekommt man einen Kaffee angeboten.“
In Deutschland würde Schiffers sich mehr Anerkennung für den Fahrerberuf wünschen. Deshalb versucht er aktiv, die Lage der Fahrerinnen und Fahrer im deutschen Berufskraftverkehr zu verbessern. „Ich leite beispielsweise einen Kraftfahrerkreis, einen Zusammenschluss aus Fahrern, mit dem wir versuchen, Verbesserungen reinzubringen“, so Schiffers. Doch gleichzeitig, erzählt der heutige Rentner, ist es schwierig, alle Bedürfnisse und Wünsche auf einen Nenner zu bekommen: „Es gibt so viele Schrauben, an denen man drehen könnte, aber wenn sie nicht genug Fahrer geschlossen hinter sich haben, bringt es nichts.“
Gleichzeitig engagiert sich Schiffers im Benefizbereich. Unter anderem beteiligte er sich an der Weihnachtsaktion auf dem Aachener Land, bei denen Fahrer beschenkt und eine Weihnachtsmesse im Rasthof abgehalten wurden. Sein Großprojekt ist aber ein anderes: Der Euregio LKW Benefiz-Konvoi.
Die Inspiration zum Benefiz-Konvoi stammte laut Schiffers aus Kalkar. Hier durften jede Menge Kinder im LKW-Konvoi mitfahren. „Ich habe überlegt: Das müsste es auch bei uns in der Region geben. Denn auch wir haben hier viele Kinder, die sich über so eine Aktion freuen würden.“
Der Euregio LKW Benefiz-Konvoi richtet sich vor allem an benachteiligte, kranke und eingeschränkte Kinder aus der Region, denen Schiffers und viele andere Fahrer, die sich an der Aktion beteiligen, eine Freude machen wollen. Knapp 100 LKW waren am letzten Konvoi beteiligt, die jeder ein Kind in der Fahrerkabine mitgenommen haben. Glücklich durften die Kleinen dann aus dem großen Fahrzeug heraus den knapp zweieinhalbstündigen Konvoi erleben, hupen und sich freuen: „Sie müssen mal die Kinderaugen sehen, wenn die wieder von der Fahrt zurückkommen“, betont Schiffers. Dann sei klar, warum er sich die Mühe jedes Jahr macht.
Mitstreiter für die Aktion zu finden, so Schiffers, sei gar nicht so schwierig gewesen: „Ich habe den Kraftfahrerkreis und eine Facebook-Seite zum Werbung machen, und damals haben sich sofort Leute gemeldet, die mitmachen wollen. Die Fahrer zahlen sogar eine Startgebühr, die eins zu eins in den Spendentopf kommt“, erklärt Schiffers.
Darüber hinaus werden Stände aufgestellt, sodass eine runde Veranstaltung besteht, die in der Region viele Menschen begeistert. Bereits vier Mal wurde der Benefizkonvoi durchgeführt, 66.310 Euro wurden dadurch für den guten Zweck gespendet.
Für Schiffers ist der Euregio Benefiz-Konvoi eine Herzensangelegenheit, die er mit Leidenschaft durchführt. Umso größer die Freude, dass die Aktion in diesem Jahr mit dem „Ehrenblicki“ des Vereins „Blicki blickt’s“, der sich für die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr engagiert, ausgezeichnet wurde.
Und die Reise des Konvoi ist für ihn noch lange nicht zu Ende: „Nächstes Jahr im Juni findet der nächste statt, wir haben bereits Spendendosen aufgestellt“, so Schiffers: „Und meine Töchter haben letztens zu mir gesagt, als wir die Küche bei mir renoviert haben: Wir wollen das weiterführen, wenn du mal nicht mehr bist. Also wird der Konvoi auch dann weiterlaufen, wenn ich mal nicht mehr da sein sollte.“