Der europäische Markt für elektrisch angetriebene Lkw wächst. Nicht zuletzt, weil der Druck auf Fuhrunternehmen zunimmt, ihre CO₂-Emissionen zu senken. Aber während immer mehr Flottenmanager bereit wären, zumindest teilweise auf Elektro-Lkw umzusteigen, hinkt die Ladeinfrastruktur noch hinterher. Wir verraten dir, wie es derzeit um Ladeinfrastruktur in Europa bestellt ist und was das für dich als Flottenmanager bedeutet.
E-Lkw benötigen aufgrund ihrer Größe und weil sie oft auf langen Strecken unterwegs sind, spezielle Ladeeinrichtungen, die deutlich leistungsstärker sind als die für Pkw. Die EU hat das Problem erkannt und setzt ehrgeizige Ziele: So sieht die AFIR-Richtlinie (Alternative Fuels Infrastructure Regulation) vor, dass sich bis zum Jahr 2030 entlang der wichtigsten innereuropäischen Verbindungsstrecken mindestens alle 60 Kilometer Ladepunkte für Lkw finden lassen.
Voraussetzung dafür ist, dass die CPOs (Charge Point Operators), also die großen Akteure wie IONITY, Allego oder Fastned ihre Schnellladenetze ausbauen und spezifische Lösungen für den Schwerlastverkehr entwickeln. Derzeit sind sie aber noch recht weit von einem flächendeckenden Lkw-Ladenetz entfernt. Das stellt Flottenbetreiber immer wieder vor Herausforderungen, ganz besonders im grenzüberschreitenden Verkehr.
Entwicklungen in einzelnen Ländern
Die Fortschritte in den europäischen Ländern sind sehr unterschiedlich. Hier einige Beispiele:
Deutschland
Deutschland spielt beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Lkw eine Vorreiterrolle. Im Jahr 2023 gab es rund 800 Ladepunkte speziell für Lkw, und die Bundesregierung plant, diese Zahl massiv zu erhöhen. Die Deutschlandnetz-Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, ein flächendeckendes Netz von Ladepunkten zu schaffen. Besonders entlang der Autobahnen setzt sie auf Hochleistungsladestationen, die die Versorgung von E-Lkw sicherstellen.
Niederlande
Die Niederlande stehen heute vergleichsweise gut da und haben bereits eine beachtliche Dichte an Ladestationen für E-Lkw aufgebaut. Rotterdam und Amsterdam treiben den Ausbau urbaner Ladeinfrastrukturen voran, um lokale Verteilverkehre zu elektrifizieren. Außerdem forciert das Land den Aufbau von Schnellladehubs entlang der wichtigsten Verkehrsachsen.
Frankreich
Frankreich hinkt hingegen beim Aufbau der Lkw-Ladeinfrastrukturen noch etwas hinterher. Die Regierung hat jedoch Investitionen in Höhe von mehreren Milliarden Euro in Aussicht gestellt, um bis 2030 das Netz deutlich zu erweitern. Insbesondere entlang der Achse Paris-Lyon-Marseille sollen etliche Schnellladestationen entstehen. Derzeit liegt der Schwerpunkt eher noch auf Ladepunkten für leichte Nutzfahrzeuge. Doch das könnte sich bald schon ändern.
Skandinavien
Skandinavische Länder wie Norwegen und Schweden sind führend im Bereich der Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs. In Norwegen gibt es bereits mehrere E-Lkw-Schnellladestationen entlang wichtiger Verkehrskorridore. Schweden testet zudem innovative Konzepte wie die Elektrifizierung von Autobahnen (eRoads), die das Laden während der Fahrt ermöglichen.
Österreich und die Schweiz
Österreich und die Schweiz investieren ebenfalls stark in die Ladeinfrastruktur für den Schwerlastverkehr. In der Schweiz liegt der Fokus auf grenznahen Korridoren und urbanen Ladepunkten, während in Österreich vor allem entlang der Alpenstrecken verstärkt Ladepunkte schafft.
Was das für dich bedeutet
Länderspezifische Planung: Bei deiner Routenplanung für E-Lkw solltest du den Ausbaugrad der Ladeinfrastruktur in den einzelnen Ländern unbedingt genau kennen und berücksichtigen. So ist es in Deutschland und den Niederlanden einfacher, E-Lkw effizient einzusetzen als etwa in Süd- oder Osteuropa. Dort sind nicht selten zusätzliche Maßnahmen erforderlich, um entweder die Reichweite deiner Lkw zu maximieren oder alternative Ladepunkte zu finden.
Kooperationen mit CPOs: Enge Partnerschaften mit Anbietern von Ladeinfrastrukturen zahlen sich aus. Viele bieten maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen an. Die können dir helfen, deine Flotte mit minimalem Aufwand zu elektrifizieren. Beispielsweise durch private Ladepunkte an strategischen Standorten deines Unternehmens.
Zukunftsorientierte Investitionen: Als Flottenbetreiber solltest du auch an langfristige Entwicklungen denken. Es lohnt sich, in eigene Ladeinfrastruktur zu investieren, insbesondere an Logistikzentren oder Standorten, die regelmäßig von deinen E-Lkw angesteuert werden. Zudem solltest du deine Flotte so planen, dass sie von künftigen Entwicklungen wie den geplanten Hochleistungsladestationen entlang der zentralen europäischen Korridore profitieren.
Förderprogramme nutzen: Viele europäische Länder bieten Förderprogramme an, um den Aufbau von Ladeinfrastrukturen und die Anschaffung von E-Lkw finanziell zu unterstützen. Du solltest diese Programme nutzen, um die Umstellung auf Elektro-Lkw für dich möglichst kosteneffizient zu gestalten.
Vorausschauend investieren
Noch sind die nationalen und regionalen Unterschiede bei der Ladeinfrastruktur enorm. Willst du ganz oder teilweise auf E-Lkw umsteigen, schaue dir die Gegebenheiten in deinem Land genau an und stimme deine Pläne darauf ab. Tipp: Es lohnt sich, vorausschauend zu investieren. Wenn du frühzeitig auf die richtigen Partner und Technologien setzt, kannst du langfristig von den Vorteilen der Elektrifizierung profitieren und gleichzeitig deine Betriebskosten und CO₂-Emissionen reduzieren.