
Tinka war mit dem LKW unterwegs und wartete an einer Entladestelle. Da kam es zu einer Begegnung, die ihr im Gedächtnis blieb.
Truckerin Tinka war mal wieder auf Tour und hatte, ungewohnterweise, etwas Zeit: „Ich hatte einen Entladetermin, war aber etwas früher da“, berichtet sie: „Die haben eine tolle Kantine, da hab ich mir ein Brötchen und Kaffee geholt. Danach habe ich in meinem LKW gewartet, als plötzlich ein älterer Herr vorbeikam. Der schaute sich meinen LKW an und klopfte an die Tür.“
Durch die Scheibe fragte Tinka, was los sei. Und schnell wurde klar: Der Mann brauchte Hilfe.
Er sei seit anderthalb Jahren Rentner und habe irgendwas gesucht für nebenbei, erzählte der Mann. Sein Leben lang sei er LKW gefahren – aber Sattelzug. Nun wurde er aber auf eine Tour geschickt, bei der er einen Gliederzug mit Wechselbrücke fahren musste. Genau wie Tinka.
Bis zur Entladestelle ging auch alles gut. Hier schien es aber zu Problemen zu kommen: „Er wusste nicht so recht, wie er mit der Wechselbrücke umgehen sollte. Deshalb kam er vorbei und fragte, ob ich helfen könne. Ich dachte erst, er bräuchte nur Hilfe bei den Stützen, aber er meinte, er käme mit dem ganzen Rangieren gerade nicht zurecht.“
Mit der Wechselbrücke muss man allerdings auch andersherum lenken und denken, meint Tinka: „Also habe ich gesagt: Klar, ich helfe dir. Dann bin ich eingestiegen und habe den Anhänger unter die Brücke gefahren.“
Diesen Vorgang erledigt Tinka jeden Tag mehrere Male, für sie ist das keine große Herausforderung mehr. Im LKW des Fahrers wurde sie dann trotzdem etwas nervös. Da wurden die Spiegel, Sitz und Lenkrad erstmal ganz genau eingestellt: „Man will in so einer Situation erst recht nichts kaputt machen. Und etwas ungewohnt war es auch. Das war ein alter Wagen, bei dem man schalten muss, das bin ich auch nicht mehr gewohnt“, lacht Tinka: „Aber es war kein Problem. Und es war wirklich schön, der Mann hat sich riesig gefreut.“
„Ich fand das total cool im Nachgang“, überlegt Tinka: „Einmal klar, weil man sich freut, dass man jemandem helfen konnte. Aber zum anderen fand ich das auch so sinnbildlich, weil manche älteren Fahrer die jüngeren so ein bisschen abtun, nach dem Motto… naja, ‚die sind ja alle verwöhnt, die wissen gar nicht mehr, was arbeiten ist‘, sozusagen“, erklärt die Fahrerin: „Aber dann kommt ein älterer Mann, der schon zig Jahre Erfahrung hat beim LKW-fahren, auf eine Fahrerin zu, die vielleicht noch nicht so lange Lkw fährt und bittet um Hilfe. Das fand ich schön, dieses aufeinander zugehen und sich gegenseitig helfen.“
Man dürfe nicht alle über einen Kamm scheren, meint Tinka – weder in die eine noch in die andere Richtung. Man lernt nie aus, und letztendlich braucht jeder mal Hilfe. Und wenn man das merkt, sollte man sich gegenseitig unterstützen: „Früher war das selbstverständlich. Heute kümmern sich viele oft nur so um den eigenen Kram“, so Tinka: „Da machen Leute eher die Gardinen zu, wenn sie sehen, dass jemand Hilfe braucht. Ich find das krass, wie sich das bei manchen entwickelt hat.“
Eine Entwicklung, die eigentlich niemand gebrauchen kann – schon gar nicht in der Welt der Fernfahrer, in der man immer wieder in Situationen kommt, bei denen man Unterstützung gebrauchen kann.
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