Als LKW-Fahrerin oder LKW-Fahrer hat man einige Hürden, die den Arbeitsalltag erschweren können. Unsere „Unermüdlichen“ lieben ihren Beruf dennoch leidenschaftlich. Ein wichtiger Aspekt ist dabei das Thema „Freiheit“.
Im Stau stehen, Parkplatzmangelprobleme, enge Zeitpläne – es gibt eine Menge Dinge, die das Trucker-Leben beeinträchtigen können. Das erleben auch unsere „Unermüdlichen“ Tag für Tag. Dennoch: Immer wieder betonen sie, dass sie ihren Job von Herzen lieben und ihn nicht hergeben wollen würden.
LKW-Fahrerin Tinka erzählte uns einmal, dass es einer der besten Momente überhaupt sei, wenn sie morgens aufsteht, zum Parkplatz geht und ihren Truck in der aufgehenden Sonne sieht. Denn dann weiß sie: Es geht wieder los. Und wenn Tinka unterwegs ist, kann sie kaum ein Wässerchen trüben: „Ich persönlich empfinde viel Freiheit in dem Beruf. Wenn ich unterwegs bin, bin ich mein eigener Chef“, erzählt sie.
Man muss das natürlich ein Stück weit einschränken: „Ich denke, es hat auch damit zu tun, mit wem man arbeitet. Manche Kollegen erzählen auch, sie hätten ständig die Dispo im Nacken“, weiß Tinka: „Bei uns ist das aber nicht so. Ich krieg meine Tour und solang die läuft, nichts hakt, dann kann ich mir alles frei einteilen, wie ich es möchte. Sie sagen: Du bist die Fahrerin, du kannst es am besten einschätzen.“
Für viele Menschen ist es schwer vorstellbar, entspannen zu können, wenn man den ganzen Tag hinter dem Steuer sitzt. Doch genau das ist bei Tinka der Fall: „Ich finde, in unserem Beruf haben wir das wie in keinem anderen. Ich kann fahren, Musik hören, was essen – oder auch einfach mal alles auslassen und nachdenken“, meint sie: „Das ist für mich Freiheit. Ich fände es schlimmer, in einem Büro zu sitzen, wo dauernd der Chef kommt und mir über die Schulter schaut. Da würde ich mich eher eingeengt fühlen als hier bei uns.“
Stattdessen ist sie tagtäglich auf Tour und nimmt vieles von der Welt mit, was man am Schreibtisch vielleicht verpasst: „Das ist eines der besten Dinge an unserem Beruf: Dass man so viel rumkommt und viele Leute kennenlernt. Ich kenne Leute in Hamburg, Berlin, Heilbronn, Karlsruhe, Heidelberg, Stuttgart, in Singen… Man kennt überall seine Leute. Und wenn man da öfter hinfährt, entwickeln sich Bekanntschaften und teilweise Freundschaften. Das finde ich wirklich super.“
Natürlich hängt das auch von den eigenen Vorlieben ab, doch wer lange als Fernfahrer unterwegs ist, wird das vermutlich ähnlich empfinden. Auch unser Unermüdlicher Markus, der seit über 30 Jahren LKW fährt, hat den Beruf immer viel mit dem Thema „Freiheit“ in Verbindung gebracht. Der US-Truck-Fan sieht aber auch eine gewisse Veränderung über die Jahre: „Diese John-Wayne-reitet-in-den-Sonnenuntergang-Stimmung von früher, die gibt es schon länger nicht mehr. Das war im LKW noch so, als das Telefon noch nicht dabei war“, meint Markus. Für ihn ist die ständige Erreichbarkeit im Zuge der vergangenen Jahre ein Faktor, der das LKW-Fahren merklich verändert hat – mehr dazu hier: Nach 30 Jahren LKW-Fahen: Das ist der größte Unterschied auf Tour
Doch komplett weg, so Markus, ist die Freiheit dadurch nicht: „Da muss man schon differenzieren. Du bist in deiner Arbeitsweise durchaus frei. Wenn du eine zwei- oder dreitägige Tour hast, musst du ein gewisses Pensum erreichen. Da heißt es dann ‚Wir erwarten dich Mittwoch wieder auf dem Hof‘, aber den Zeitraum bis dahin machst du dir passend, so wie du es brauchst“, erklärt der Trucker.
„Wenn du einen Tag mal trödelst, musst du dich an einem anderen Tag ranhalten. Du regelst das für dich selber. Wenn wir morgens um 10 bei einem Händler mal einen Kaffee trinken und eine Stunde stehen, weil wir den länger nicht gesehen haben, gibt’s beim zweiten halt keinen mehr. Du bist ein Stück weit ungebunden, entscheidest wo du frühstückst, wann du frühstückst, ob du frühstückst.“
Dennoch: Die Zeiten müssen natürlich eingehalten werden. Und auch, wenn sich der Tag dem Ende neigt, sollte man nicht trödeln: „Du musst immer auch beachten: Wo stehe ich denn heute Abend? Wo fahre ich auf die Raststätte, auf den Autohof?“
In eine ähnliche Richtung denkt auch die selbstständige Fahrerin Christina Scheib. Sie führt seit einigen Jahren ihr eigenes Unternehmen und hat somit auch abseits des Lenkrads jede Menge zu tun. Aber gerade deshalb merkt sie: „Das Fahren ist meine Freiheit. Es ist stressabbauend. Also, natürlich nicht immer – es gibt ja Stressfaktoren auf der Straße“, lacht sie: „Du bist wenig zu Hause, immer unterwegs. Aber das Beste an meinem Beruf ist es, neue Erlebnisse zu haben, neue Leute kennenzulernen. Du lernst auch über dich immer wieder was Neues, weil du jeden Tag andere Situationen hast“, meint sie.
Und im LKW hat man schlichtweg viel Zeit zum Nachdenken: „Du philosophierst im LKW mit dir selbst. Man denkt vor sich hin, ist sehr bei sich und ich merke, dass ich viel mehr beim Fahren nachdenke, als wenn ich gestresst bin, oder eben zu Hause.“
Der LKW selbst fungiert da fast wie eine Blase, in der man seine eigene Welt hat, abgeschnitten von draußen: „Im LKW habe ich gefühlt mehr Zeit, höre einfach mal Musik. Und wenn ich mal eine Woche lang nicht gefahren bin, fehlt es mir sofort wieder“, so Christina.
Die internationale Fahrerin Helga sieht das auch so. Sie fährt die weitesten Touren der Unermüdlichen, ist von Woche zu Woche in anderen Ländern unterwegs und hat schon viel von der Welt gesehen. Das macht etwas mit einem: „Ich fühl mich hundertprozentig frei“, betont Helga: „Ihr kennt mich nun ja ein bisschen, ich habe mir meine Welt geschaffen, in der ich reine Freiheit habe.“
Die Österreicherin sieht ihren Job als ideal für sich – eben weil sie immer unterwegs und weitestgehend unbeeinflusst ist: „Ich kann mir meine Zeit frei einteilen, hundertprozentig. Ich habe jetzt eine Tour nach Grenoble, da habe ich Mittwochfrüh meinen Liefertermin. Aber wie sich die Fahrt dahin gestaltet, sagt mir keiner. Das ist sehr entspannt."
Für sie gilt auf dem Weg zum Ziel: „Ich schaue einfach, was sich ergibt und genieße das Leben unterwegs.“