Als Trucker ist man ständig unterwegs. Kann man da eigentlich abschalten? Wir haben mit unseren Unermüdlichen über das Thema gesprochen.
Klar: Die Arbeitszeiten sind gesetzlich geregelt, das gilt auch für LKW-Fahrerinnen und -Fahrer. Gerade hinsichtlich des Themas Konzentration ist es wichtig, dass Trucker genug Pausenzeiten haben und diese auch einhalten können.
Dennoch: Die Tage sind lang. Gerade, wenn man bedenkt, dass der Arbeitstag im Zweifel nicht im heimischen Bett, sondern auf einem Rastplatz auf der Autobahn oder im Ausland endet. Fernfahrer sind eben immer viel unterwegs.
Erholt man sich da überhaupt? Das haben wir unsere Unermüdlichen gefragt. Und für sie ist die Lage klar: Man arbeitet viel, stellt sich über die Jahre aber auch auf die Situation ein.
So berichtet der langjährige LKW-Fahrer Markus: „In einer Doppelwoche dürfen wir bis zu 90 Stunden fahren und bis zu 15 Stunden arbeiten, dreimal die Woche. Das ist auch sehr saisonabhängig. Im Sommer sind die Arbeitszeiten voll, im Winter aber an sich etwas weniger – wobei die Fahrzeiten dann mehr werden, weil man im Schneechaos feststeckt. Das Stundenkonto ist bei uns Fahrern ist schon immer ziemlich gut gefüllt“, so der Fahrer.
Es gibt also immer eine Menge zu tun. Gerade deshalb ist es abends entscheidend, auch wirklich Schluss zu machen. Doch man ist eben nicht zu Hause, sondern im Truck: „Als LKW-Fahrer musst du echt so eingestellt sein: Wenn du den Schlüssel umdrehst und die Zündung aus ist, musst du in den Feierabendmodus gehen“, verdeutlich Markus.
Er räumt aber auch ein: „Das funktioniert mal besser, mal schlechter. Aber mit den Jahren wird es immer einfacher, weil man sich Rituale macht. Dann geh ich erst duschen, essen, mache Papierkram – da hat jeder sein eigenes Ritual.“
Interessant: Auch bei den Herstellern ist das ein Thema: „Bei manchen LKW ist das Armaturenbrett sogar farblich getrennt: Dann ist die Fahrerseite eher dunkel gehalten und der Beifahrerbereich eher hell, damit du visuell zwischen beiden Modi unterscheiden kannst.
Auch dieser ausziehbare Tisch ist etwa auf der Beifahrerseite, damit du weg vom Lenkrad kommst“, erklärt Markus.
Am Ende muss sich aber jeder seine eigene Form von Freiraum schaffen: „Der eine sieht fern, der andere hat vielleicht sogar ein Klapprad dabei, um noch eine Runde zu drehen. Da muss man sich manchmal zu zwingen, aber für mich wurde das mit den Jahren immer einfacher zu sagen: Ich habe Feierabend.“
Für den leidenschaftlichen Trucker hat sich der LKW so zu einer Ersatzheimat entwickelt: „Uns bleibt nichts anderes übrig. Was ich gern mache: Ich habe immer mein Bettzeug dabei, nicht nur einen Schlafsack. Und manchmal schlaf ich im LKW besser als zu Hause, weil ich im LKW-Bett viel mehr Stunden in meinem Leben geschlafen habe als daheim.“
Viele Trucker richten sich den LKW so komfortabel ein, wie nur eben möglich. Vom Kühlschrank über den Fernseher bis hin zur eigenen Deko und Bettwäsche gibt es viele Dinge, die den LKW heimeliger und so auch komfortabler machen. Das hilft abends beim Abschalten, findet die Unermüdliche Tinka.
Die Pause und der Feierabend im LKW sind für sie überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: „Draußen, also im LKW, mach ich den Motor aus und hab Feierabend und die Pausenzeit voll für mich“, betont Tinka. Wenn sie in seltenen Fällen unter der Woche „zu Hause“ Feierabend macht, ist dagegen noch einiges los: „Dann wird getankt und danach nochmal hoch ins Büro gegangen. Da quatscht man dann mit den Kollegen, dem Chef, dem Fuhrparkleiter.“
An sich ist das eine schöne Erfahrung, meint Tinka: „Das mache ich sehr gerne, weil das für mich nicht nur Kollegen sind, sondern wie eine zweite Familie ist.“ Aber: Die Zeit, die man als effektive „Pause“ verbringt, wird weniger: „Da sind schnell mal eineinhalb Stunden rum, bis man tatsächlich wegkommt und nach Hause fährt. Dann fahr ich noch eine halbe Stunde heim und dann wuselt man da noch ein bisschen rum. Man macht Abendessen, quatscht mit dem Partner und geht am Ende später ins Bett, als man es im LKW tun würde.“
Deshalb meint Tinka: „Dadurch ist die Pause am Ende 'kürzer' als wenn ich im LKW Feierabend mache. Deshalb mache ich unter der Woche lieber Feierabend im LKW, da ich dann meine Pause voll für mich habe.“
Für die Unermüdliche Christina ist es nicht so leicht, abzuschalten. Als Selbstständige und GDL-Botschafterin hat sie auch abseits des Fahrens einen vollen Terminplan: „Ich bin selbstständig und hab immer viel zu tun. Außerdem habe ich auch noch Social Media zu erledigen und bin Hausfrau“, so Christina: „Was die Erholung angeht: Ob ich zu Hause Feierabend mache oder im LKW, ist für mich nicht dasselbe. Zu Hause ist halt zu Hause“, betont sie. Gleichzeitig stellt sie aber auch heraus: „Zu Hause mache ich Haushalt, Post, es wird gemacht und getan. Im LKW bin ich auf dem Rastplatz und mache zwar auch sauber, aber das sind nur zwei Quadratmeter.“
Die Unermüdliche Helga ist es ebenfalls gewohnt, unterwegs zu sein. Sie liefert ständig ins Ausland und ist so immer weit weg von zu Hause. Die Touren sind weit und dauern lang: „Meine neun Stunden am Tag drehe ich schon runter. Aber man kennt es nicht anders“, so Helga.
„Ich genieße es natürlich, zu Hause das eigene Bett zu haben, eine Dusche. Aber ich kann auch im LKW gut abschalten. Je nachdem, wo ich bin: Wenn ich im Süden bin, so in Spanien, suche ich mir ein gutes Gasthaus. Dann gibt’s ein leckeres Menü und man schaut, ob man sich mit jemandem unterhalten kann. Und im Norden schaue ich bei Feierabend, dass ich sicher stehe, koche mir ein Essen, mache es mir im LKW gemütlich und drehe den Fernseher auf.“