Unser Unermüdlicher Markus und seine Ehefrau Kerstin sind seit über 30 Jahren zusammen, davon fast 25 Jahre verheiratet. Und dass, obwohl der Trucker-Beruf nicht gerade einfach für das Beziehungsleben ist. Wir haben die beiden gefragt: Wie schafft man das?
Es war ein Abend im Juni 1991, an dem sich Markus und Kerstin das erste Mal trafen. Kerstin tanzte auf ihrer Abschlussfeier, Markus war dort als Musiker unterwegs: „Wir waren damals vier Jungs, ein Mädel, und wir haben Tanzmusik für Hochzeiten gespielt, Geburtstage, einmal auch auf einer Scheidung“, erinnert sich der damalige Sänger und Bassist zurück.
Es war der Anfang einer Beziehung, die Markus heute als „einen Sechser im Lotto mit Zusatzzahl“ beschreibt. Das sieht auch Kerstin so: „Wir sind vor über 30 Jahren zusammengekommen und haben alle Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt“, erklärt Kerstin: „Und wir sind immer noch zusammen und glücklich, haben uns immer noch lieb.“
Die Schwierigkeiten einer Trucker-Beziehung
Dass eine Beziehung so lange hält, ist keine Selbstverständlichkeit. Insbesondere, wenn man Markus‘ Beruf bedenkt: Fast genau so lang wie mit Kerstin ist Markus auch mit seinem Beruf „verheiratet“. Er wurde Fernfahrer, und das ist bekanntermaßen ein Beruf, der sich über lange Strecken abseits von zu Hause abspielt. Kerstin war derweil als medizinische Fachangestellte an den Ort gebunden.
Das ist nicht einfach für eine Beziehung: „Markus war eigentlich immer viel unterwegs. Erst durch die Musik, mit Proben und Auftritten, und er hat auch noch Fußball gespielt“, erinnert sie sich: „Am Anfang haben wir uns nur donnerstagabends gesehen.“
„Ich war damals sieben Jahre lang nicht im Urlaub“, ergänzt Markus: „Erst mit Kerstin bin ich das erste Mal in den Urlaub gefahren, 1994 in die Dominikanische Republik“.
Kurz: Dass sie Markus nicht oft sehen würde, merkte Kerstin schnell. Und dieser Zustand sollte sich dann mit seiner Berufswahl auch nicht ändern: „Das war schon nicht so einfach, als es in den Fernverkehr ging. Wir hatten nun auch ein Haus mit Grundstück, das hing nun alles an mir. Rasen mähen, Hecke schneiden, ich hatte noch eine pflegebedürftige Mutter, Termine – es war schwierig, das alles unter einen Hut zu bekommen.“
Zudem wurden die Zeiten länger, als der internationale Fernverkehr dazukam: „Bei manchen Veranstaltungen war ich mal dreieinhalb Wochen weg“, erinnert sich Markus zurück.
Eine schwierige Situation: „Es war nicht immer angenehm, ja. Man macht halt alles allein und ist auch allein“, so Kerstin: „Klar hast du deine Freunde, aber es ist was anderes.“
Dennoch: Beide lernten, mit der Situation umzugehen und unterstützen sich gegenseitig. Einen Jobwechsel wollten beide auch nicht: „Ich weiß ja, wie sehr er seinen Job liebt und mit Herzblut dabei ist. Das hätte ich auch nicht übers Herz gebracht“, betont Kerstin.
Aber wie hat es letztendlich funktioniert?
„Hinter einem guten Fahrer steht eine viel bessere Frau“
Beide sind sich einig, was das Wichtigste in einer Beziehung ist, in der man viel auf Distanz ist: „Absolutes Vertrauen“.
Dazu ist es entscheidend, offen zu kommunizieren: „Wenn Probleme da sind, egal ob einseitig oder beidseitig, ob es um die Beziehung geht oder etwas anderes: Ansprechen. Nicht drum herumquatschen. Das tut dann einmal weh, aber es ist wie beim Zahnarzt: Nicht lange rumtrödeln, rausziehen, fertig“, erklärt Markus.
Das bedeutet nicht, dass man dauernd streiten muss. Im Gegenteil: „Wenn du wenig Zeit miteinander verbringst, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder schweißt das zusammen oder es treibt auseinander“, so Markus: „Es ist wenig Zeit zum Streiten. Wenn, dann streitet man sich nicht so lange und weniger über Kleinigkeiten. Da hast du als Paar keine Zeit für. Wenn Streit kommt, muss das schnell gehen und wichtig sein. Aber das ist nicht so oft vorgekommen.“
„Ja, insgesamt sind wir sehr harmonisch“, betont auch Kerstin. Und auch das ist hilfreich: Als Partner müsse man bereit dazu sein, eigenständig zu leben, aber gleichzeitig wertzuschätzen, was die andere Person in der Beziehung leistet. Anders sei es kaum umsetzbar.
Auch Markus betont: „Ich hab’s immer gesagt: Hinter einem guten Fahrer steht eine viel bessere Frau. Egal, ob so herum oder andersrum, es gibt ja mittlerweile auch viel mehr Frauen, die fahren. Du musst hundert Prozent dahinterstehen, sonst funktioniert das nicht.“
Über die Jahre hinweg feilten beide immer mehr daran, wie der Beruf mit der Beziehung vereinbar ist, sodass beide glücklich sind. Dazu gehört auch, dass Kerstin bei bestimmten Events mit auf Tour ging: „Anfangs bin ich nur mal an den Wochenenden mitgefahren“, erinnert sich Kerstin, doch immer öfter kam sie auf verschiedene Touren mit: „Seit gut zehn Jahren fahr ich bei Events mit. Man muss immer gucken, dass es passt mit den Terminen. Aber so acht bis zehn Veranstaltungen pro Jahr fahre ich mit.“
Und das ist für beide ein echtes Highlight: „Mittlerweile hat man da auch richtig Freunde gewonnen, ob das nun die Händler sind oder die Mitarbeiter, die man immer wieder trifft. Das ist mittlerweile fast schon Familie, wenn man sich so lange kennt“, so Kerstin: „Durch das Motorrad-Geschäft haben wir wirklich wahnsinnig viel erlebt. Also: Es war nicht alles schlecht, wirklich nicht. Es gab auch sehr schöne Zeiten.“
Mittlerweile gab es eine Veränderung bei Markus im Berufsleben, die dafür sorgt, dass beide mehr Zeit miteinander verbringen können. Wie das für Markus und Kerstin ist, lest ihr ab Montag im zweiten Teil des Interviews.